Giorgio Moroders Filmmusik zeichnet sich dabei dadurch aus, dass der Sound eng mit der Gefühlswelt, dem Ehrgeiz und dem Lifestyle der Filmfiguren verknüpft ist.[22] Vor diesem Hintergrund haben Elemente von Giorgio Moroders Musik zum Film Scarface (von Regisseur Brian De Palma), wie der Song Tony’s Theme, Eingang in den Hip-Hop gefunden.[23] Außerdem komponierte Giorgio Moroder für die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles den offiziellen Olympia-Song Reach Out (Paul Engemann), für die Olympischen Spiele 1988 in Seoul den offiziellen Olympia-Song Hand in Hand (Koreana) und für die Fußball-Weltmeisterschaft 1990 in Italien den offiziellen Song Un’estate italiana (Gianna Nannini und Edoardo Bennato).[14]
Er begann bereits als Teenager mit dem Gitarrespiel und tourte ab seinem 19. Lebensjahr mit Bands durch Europa. Er begann seine Karriere im Aachener Scotch-Club. Von 1967 an konzentrierte er sich zunächst aufs Songwriting und Komponieren von Schlagermusik.[25] Unter anderem schrieb er gemeinsam mit Michael Holm einen Hit für Ricky Shayne. Von 1967 bis 1968 lebte Moroder in West-Berlin.[13]
1968–1983: Beiträge zu Euro Disco und zur elektronischen Musik
1968 zog Moroder nach München und nahm dort eine Stelle als fest angestellter Produzent bei der Plattenfirma Ariola an.[7] 1969 war er als Giorgio mit der Bubblegum-Nummer Looky, Looky in den französischen, italienischen und spanischen Hitparaden recht erfolgreich. Moroder interessierte sich schon damals für die Musikproduktion, vor allem für die elektronischen Innovationen dieser Jahre. 1970 produzierte er den ersten deutschsprachigen Hit, in dem ein Synthesizer verwendet wurde: Arizona Man in der Version von Mary Roos kletterte bis auf Platz neun der Charts. Anfang 1971 erwarb er einen Moog-Synthesizer. Sein nächster und erster größerer eigener Hit Son of My Father von 1972, bereits gemeinsam mit dem langjährigen Arbeitspartner Pete Bellotte produziert, entstand ebenfalls unter Verwendung des Synthesizers, auch wenn die Elektronik hier noch nicht im Vordergrund stand.
Moroder hatte inzwischen in München sein eigenes Studio eingerichtet, die Musicland Studios, in denen er ab Mitte der 1970er Jahre eine mit Synthesizern produzierte Variante der Discomusik entwickelte, die als Munich Sound populär wurde und mit der er internationale Erfolge feierte.[5][7] Ab 1973 arbeitete er mit der aus Boston stammenden ehemaligen Musical-Sängerin Donna Summer zusammen. Summer hatte es nach einer Europatour des Hippiemusicals Hair nach München verschlagen, wo sie als alleinerziehende Mutter lebte. Im Team mit dem Arrangeur Harold Faltermeyer, Drummer und Co-Autor Keith Forsey und dem Toningenieur Jürgen Koppers kreierte Moroder für sie seinen energetischen Eurodisco-Sound. Der ausgekoppelte Song The Hostage aus ihrem ersten Soloalbum Lady of the Night von 1974 lief in Holland und Frankreich recht erfolgreich. Der Durchbruch für Summer wie für Moroder kam aber erst 1976 mit dem erotischen Lied Love to Love You, Baby, das von der BBC boykottiert wurde.
Anfang 1976 veröffentlichten Moroder und Bellotte unter dem Bandprojektnamen MLS (Musicland Set) die Instrumental-Single Take Five/Enterprise, die aber ebenso wenig kommerziellen Erfolg hatte wie Einzelgänger, das auf deutsch gesungene Soloalbum Moroders, das er ein Jahr zuvor veröffentlicht hatte und später wieder vom Markt nahm, indem er versuchte, sämtliche noch verbliebenen Exemplare aufzukaufen. Im Februar 1976 erreichte Love to Love You, Baby Platz 2 der US-Charts (Billboard Hot 100), der Disco war geboren. Moroder: „Ich glaube, wir erfanden den Bass-Drum- und Bass-Sound, der Teil der modernen Discomusik wurde.“ Der Produzent räumt dabei ein, aus zahlreichen Quellen geschöpft zu haben, so z. B. vom Philadelphia- oder Philly Soul, vom Motown-Stil, aber auch von zeitgenössischen elektronischen Bands in Deutschland, wie Popol Vuh und Tangerine Dream. Der Titel wurde veröffentlicht, ohne dass der Bassist Dave King als Co-Komponist genannt wurde. Das veranlasste King zu einem Rechtsstreit gegen Giorgio Moroder, den King jedoch nach einigen Jahren verlor. Er hatte angegeben, die Basslauf-Figur auf der Single sei seine Erfindung gewesen, nicht die Moroders, und habe dem Musiktitel erst als prägendes Element zu weltweitem Erfolg verholfen.
Giorgio Moroder mit Donna Summer und deren zweitem Ehemann Bruce Sudano. Links Moroders Ehefrau Francisca Gutierrez.
Die elektronischen Einflüsse waren noch deutlicher 1977 auf dem von Moroder produzierten Donna-Summer-Hit I Feel Love zu hören. Der Song kletterte im Juli des Jahres auf die Spitzenposition der britischen Charts. Der sich durch seine repetitiven Synthesizer-Loops auszeichnende Track wird zu den einflussreichsten Pionierstücken der elektronischen Tanzmusik und als bedeutender Vorläufer der House- und Techno-Musik gezählt.[6][26]I Feel Love führte erneut zu einem Rechtsstreit, dieses Mal von Seiten Eberhard Schoeners, der reklamierte, die Synthesizer-Sequenz habe sich Moroder bei ihm abgeschaut; auch dieses Mal gewann Moroder.
Giorgio Moroder arbeitete in seiner Karriere mit zahlreichen Größen des Musikgeschäfts zusammen, beispielsweise mit den Sparks, Elton John, den Three Degrees, David Bowie, Philip Oakey, Freddie Mercury, Blondie, Barbra Streisand, Pat Benatar, Roger Daltrey, Chaka Khan und Cher. Er remixte u. a. Musik der Eurythmics und von Heaven 17. Ihm wurden drei Oscars, drei Grammys und vier Golden Globes verliehen. Seine Musikproduktionen gaben dabei immer Anlass zu Spekulationen über die angeblich seelenlose „Music-Machine“ als Grundlage seiner Musik. „Ich bin Produzent, kein Politiker“, erklärte Moroder nüchtern, „also mache ich Musik und keine Storys.“ Neben dem Musikgeschäft widmet sich Giorgio Moroder seit einigen Jahren computergenerierter Video- und Fotokunst, ferner war er an einem Supersportwagen-Projekt beteiligt, dem Cizeta Moroder.
Moroders musikalischer Beitrag zur umstrittenen 1984er-Neufassung des Stummfilm-Klassikers Metropolis verprellte manchen, der bleibende Einfluss seiner Arbeit auf neuere Musikrichtungen wie Techno, House oder EDM wird jedoch anerkannt. 1987 produzierte er das Duett von Falco und Brigitte NielsenBody Next to Body. Ein recht bekannter Titel entstand im Jahr 2000: ein Trance-Remix von Jam & Spoon seines 1970er-Jahre-Titels Chase.
Giorgio Moroder lebt mit seiner mexikanischen Frau Francisca Gutierrez in Los Angeles (Beverly Hills). Er ist Vater eines 1989 geborenen Sohnes. In Gröden besitzt er ein Haus, das er zu Urlaubszwecken nutzt.
Seit 2012 betätigte sich Moroder erstmals auch als DJ auf Festivals und Modenschauen.[25]
Moroder war einer der Stargäste beim Daft-Punk-Album Random Access Memories, das am 17. Mai 2013 bei Columbia Records erschien: In einer Aufnahmekabine ließen Daft Punk Moroder über sein Leben erzählen. Die Kabine war mit verschiedenen Mikrofonmodellen ausgestattet, die jeweils typisch für ihre Zeit waren – von den 1960er Jahren bis heute –, wobei die Intention von Daft Punk war, jeweils das Mikrofon zu verwenden, das aus der Zeit stammt, über die Moroder gerade erzählt.[32] Teile des aufgenommenen Monologs wurden für den Song Giorgio by Moroder verwendet. Außer dieser Vokal-Aufnahme hat Moroder an dem Album nicht mitgewirkt.[33]
Im Sommer 2014 veröffentlichte Moroder zwei neue Werke, seinen offiziellen Remix von ColdplaysMidnight[34] und eine neue Single (Giorgio’s Theme).[35]
Sein 1975 vertontes deutsches Vaterunser wurde in einzelnen deutschsprachigen römisch-katholischen Diözesen in den Eigenteil des Gotteslobs aufgenommen, nicht aber in die Gesamtausgabe. In den österreichischen Diözesen trägt es die Nummer 779, im Bistum Regensburg die Nr. 739.
Moroders Filmmusik zu Impressionen unter Wasser (2002), dem letzten Film von Leni Riefenstahl, wird im Comic Ein Fischfilm wird gezeigt (2004) von Katz & Goldt behandelt.[39]
↑ abJames Hunter: Donna Summer. Bad Girls. Album Reviews. In: rollingstone.com, 21. August 2003, archiviert vom Original am 18. Juni 2008, abgerufen am 16. April 2022.
↑Stephen Holden: Donna Summer. Bad Girls. Album Reviews. In: Rolling Stone, 12. Juli 1979, archiviert vom Original am 13. Oktober 2008, abgerufen am 16. April 2022.
↑Der Musikmarkt: 30 Jahre Single Hitparade: Die Jahres-Single-Hitparaden vom 20. Dezember 1959 bis 15. Dezember 1988. 1989.
↑Billboard 22. Dezember 1979 und 20. Dezember 1980.
↑Mirko Hecktor, Moritz von Uslar, Patti Smith, Andreas Neumeister: Mjunik Disco – von 1949 bis heute. Blumenbar Verlag, München 2008, ISBN 978-3-936738-47-6, S.212, 225.
↑kaz1988: Giorgio Moroder – Reach Out. In: dailymotion.com.Dailymotion, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. April 2011; abgerufen am 29. Mai 2019 (englisch, Video nicht mehr abrufbar).
↑M&D-Chartarchiv.Musica e dischi, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Juli 2017; abgerufen am 11. Februar 2017 (italienisch, kostenpflichtiger Abonnement-Zugang).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/musicaedischi.it