Demosanitäter, auch Demosanis oder Demonstrationssanitäter, sind Freiwillige mit einer medizinischen Ausbildung, die Sanitätsdienste bei unterschiedlichen Protesten und Demonstrationen übernehmen.[1] Sie sind zumeist in festen Gruppen organisiert, in Deutschland zum Teil in Vereinen. Bei größeren Versammlungen arbeiten oft mehrere Gruppen auch mit regulären Nothilfeorganisationen zusammen.
Arbeit
Aufgabe der Demosanitäter, die oft Sanitätshelfer, Rettungssanitäter, Notärzte und Krankenpfleger sind, ist die Sicherstellung der medizinischen Erstversorgung auf Versammlungen. also Demonstrationen, Kundgebungen und Mahnwachen.[2] Dabei tragen sie während ihrer Einsätze teilweise Schutzkleidung wie Helme und Atemmasken, um sich z. B. vor Wurfgeschossen oder Pfefferspray zu schützen. Das Landgericht Berlin erlaubte im September 2018 in einem Urteil das Tragen von Schutzausrüstung, da die Demosanitäter nicht als Teilnehmer der Versammlung zu werten sind und damit die Ausstattung nicht vom Schutzwaffen- und Vermummungsverbot betroffen ist.[3] Meist sind die Demosanitäter durch die orangefarbenen Westen oder rettungsdienstähnliche Einsatzkleidung für potenzielle Patienten und die Polizei erkennbar. In Deutschland operieren die Demosanitäter oft in Teams von z. B. sechs Personen.[4] Nach der Erstversorgung werden die Verletzten, wenn notwendig, an den öffentlichen Rettungsdienst übergeben oder auf andere Weise in die ambulante oder stationäre ärztliche Versorgung überführt. Die meisten Gruppen finanzieren sich über Spenden und Solidaritäts-Veranstaltungen und arbeiten kostenfrei bzw. gemeinnützig.[5][6]
Einige der Demosanis bieten weitere Leistungen als nur die Absicherung von Versammlungen an. Oft werden auch Sanitätsdienste für nichtkommerzielle Veranstaltungen geleistet, Erste-Hilfe-Kurse speziell für Demonstrationen gegeben oder sich an der Obdachlosenhilfe in der Region beteiligt.[7][8]
Geschichte
Street Medics bei den Antikriegsprotesten 2005 in Washington, D.C.
Demosanitäter sind bei vielen Demonstrationen in Deutschland im Einsatz. Die bundesweit älteste, noch aktive Gruppe ist die seit März 1997[14] bestehende Sanitätsgruppe Süd-West e. V. (Stand 2025).[15] Bei größeren Protestveranstaltungen wie den Demonstrationen gegen Castor-Transporte, bei den Aktionen von Ende Gelände[16] oder gegen G8- und G20-Treffen[17][18] leisteten zahlreiche Demosanitäter-Teams qualifiziert Erste Hilfe.
Logostreit mit DRK und BKS
Das Deutsche Rote Kreuz ging im Jahr 2006 gerichtlich gegen Demosanitäter-Gruppen und die Plattform Nadir wegen der verwendeten Logos vor. Diese seien zu nahe am völkerrechtlichen Schutzzeichen Rotes Kreuz, welches in den Genfer Konventionen festgeschrieben ist. Das Zeichen zeigt ein rotes Kreuz, welches oben in eine rote Faust übergeht. Diese Faust wurde weiter als „Zeichen der Gewalt“ interpretiert, das dem Sinn des völkerrechtlichen Schutzes des Roten Kreuzes zuwiderlaufe.[6] 2015 erhielten auch die Demosanitäter der Sanitätsgruppe Süd-West nach einer außergerichtlichen Einigung mit dem Bundesverband eigenständiger Rettungsdienste und Katastrophenschutz e.V. (BKS) ein neues Logo.[14]
Gruppen und Organisationen
Es gibt auf der ganzen Welt Demosanis. Folgend ist eine Auswahl gelistet.
Australien
Melbourne Street Medic Collective (MelbSMC)[19] (Melbourne)
Matthew Weinstein: Sciences for the red zones of neoliberalism. In: Cultural Studies of Science Education. Band10, Nr.1, 2015, ISSN1871-1510, S.41–51, doi:10.1007/s11422-013-9490-y.
Matt Anderson, Laurie Wen: Support Guide for Health Care Personnel Interested in Working with the Occupy Wall Street Movement. In: Social Medicine. Band 6, Nr. 3, 2012.
Selbstschutz und Erste Hilfe bei Demonstrationen und Blockaden – mit Rechtshilfe-Tips [eine Anleitung für jedefrau und jedermann]. 7. vollständig überarbeitete Auflage. Sanigruppe Westberlin, West-Berlin 1983, ISBN 3-88876-005-4.
↑ abStreet Medic History. In: Atlanta Resistance Medics. .wordpress.com, 24. April 2012, abgerufen am 15. Dezember 2017.
↑Street Medic Certification Training. EXCO Twin Cities, 21. Februar 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Dezember 2017; abgerufen am 15. Dezember 2017.
↑Homeless ‘street medics’ prepare for any emergency. In: Citizen Times. (citizen-times.com [abgerufen am 15. Dezember 2017]).
↑ abDemosanitäter – Sanitätsgruppe Süd-West e. V. Geschichte der Sanitätsgruppe Süd-West. Demosanitäter – Sanitätsgruppe Süd-West e.V., archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. September 2018; abgerufen am 1. Juli 2018.