Association for Standardization of Automation and Measuring Systems
Die Association for Standardisation of Automation and Measuring Systems (ASAM e. V.) ist ein eingetragener Verein nach deutschem Recht. Seine Mitglieder sind überwiegend global agierende Fahrzeughersteller, Zulieferer und Ingenieursdienstleister der Automobilindustrie. Der Verein koordiniert die Entwicklung von technischen Standards, die in Projektgruppen durch Experten seiner Mitgliedsunternehmen entwickelt werden. Der ASAM verfolgt die Vision, dass sämtliche Werkzeuge einer Entwicklungsprozesskette miteinander verbunden werden können und ein durchgehender Datenaustausch möglich ist. Die Standards definieren Protokolle, Dateiformate und Application Programming Interfaces (APIs) für die Softwareentwicklung und das Testen von Kfz-Steuergeräten. Eine Vielzahl von gängigen Werkzeugen im Bereich Simulation, Mess- u. Applikationssystemen und der Testautomatisierung ist konform zu ASAM Standards. Die Konformität soll das Zusammenspiel von Werkzeugen verschiedener Hersteller ermöglichen, einen Datenaustausch ohne Datenkonvertierung garantieren und den Austausch von eindeutigen Spezifikationen zwischen Hersteller und Zulieferer sicherstellen. ASAM Standards setzen auf andere öffentlichen Standards wie UML, XML und CORBA auf, und sind somit unabhängig von spezifischen IT-Technologien und Plattformen. Weiterhin arbeitet der ASAM in der Standardisierung eng mit anderen Organisationen, wie beispielsweise der ISO oder AUTOSAR, zusammen. GeschichteWährend der Wirtschaftskrise Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre stand die Automobilindustrie unter einem großen Kosten- und Rationalisierungsdruck. Davon waren auch die Bereiche der Messtechnik und Testautomatisierung nicht ausgenommen. Die Werkzeuge in diesem Bereich waren überwiegend Spezial- und Eigenentwicklungen mit überwiegend inkompatiblen Schnittstellen und Datenformaten, die ein Zusammenspiel unterschiedlicher Werkzeuge und den Datenaustausch behinderten. Die Entwicklungsleiter von Audi, BMW, Daimler-Benz, Porsche und Volkswagen haben sich daraufhin zur Zusammenarbeit entschlossen und 1991 den Arbeitskreis zur Standardisierung von Automatisierungs- und Messsystemen (ASAM) ins Leben gerufen. Im Unterschied zu früheren Standardisierungsgremien, in denen die OEMs einseitig Standards beschlossen und ihren Zulieferern diktiert haben, wurden im ASAM von Beginn an die Zulieferer in die Standardentwicklung als gleichberechtigte Partner mit einbezogen. Dadurch wurde sichergestellt, dass deren technologisches Know-how mit einfloss und die Standards mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand in Produkte und Dienstleistungen umsetzbar waren. Die Standardentwicklung wurde 1996 durch das EU-Projekt STAUMECS weiter vorangetrieben. Weil die Anzahl und Bedeutung der Standards stetig anstieg, wurde am 1. Dezember 1998 in Stuttgart der ASAM e. V. gegründet, der die Standards rechtlich vertritt und für deren Verbreitung sorgt. Chronologie
ASAM hat über 400 Firmenmitglieder weltweit. Sie stammen hauptsächlich aus der Automobilindustrie, obwohl ASAM die Mitgliedschaft nicht auf diesen Industriezweig begrenzt. Die größten Mitgliedsunternehmen sind AUDI, BMW, Bosch, Continental, Cummins, Daimler, Denso, Phinia Delphi, Ford, GM, Honda, MAN, Nissan, SAIC, Toyota, Porsche, Volkswagen, Volvo und ZF Friedrichshafen. Die Mitgliedsunternehmen können grob in drei Kategorien eingeteilt werden:
Mitglieder bezahlen einen jährlichen Beitrag, der abhängig von der Anzahl ihrer Mitarbeiter ist. Sie erhalten dadurch freien Zugang zu allen ASAM Standards und Checker-Tools und können diese für die Entwicklung von Werkzeugen und im Rahmen von Dienstleistungen nutzen. Weiterhin erlaubt die Mitgliedschaft, Änderungen oder Neuentwicklungen von Standards vorzuschlagen und an deren Entwicklung teilnehmen zu können. Üblicherweise haben große OEMs und Zulieferer ein starkes Interesse an Standards, um proprietäre und selbsterstellte Systeme zu ersetzen und sich von einzelnen Werkzeugherstellern bzw. kostspieligen Eigenentwicklungen unabhängig zu machen. Der Einsatz von ASAM-Standards ermöglicht es OEMs und Zulieferern Test- und Entwicklungssysteme mehrfach wiederzuverwenden und sichert so Investitionen langfristig ab. ASAM Systemlieferanten haben ebenfalls einen entscheidenden Vorteil, da die Standards einen globalen, OEM-unabhängigen Markt für ihre Produkte schaffen. Die Standards ermöglichen es ihnen, Produkte ohne aufwendige Kundenanpassungen weltweit an Endanwender zu verkaufen. Dieses minimiert Entwicklungskosten und maximiert Erträge. Diejenigen Unternehmen, die aktiv an der Entwicklung der Standards beteiligt sind, haben zusätzlichen einen „first-to-market“ Vorteil. ASAMs Stärke liegt in der sehr großen Anzahl der Systemlieferanten. Nahezu zwei Drittel aller Mitgliedsunternehmen gehören zu dieser Gruppe. Dementsprechend sind ASAM-konforme Werkzeuge und Dienstleistungen in großem Umfang verfügbar. Nach einer Expertenschätzung gibt es alleine für MCD-Systeme weltweit ca. 500 Produkte. Organisationsstruktur![]() ASAM ist als eingetragener Verein organisiert. Die Struktur ermöglicht die Integration von neuen Mitgliedern in die bestehende Organisation. Das höchste Entscheidungsorgan des ASAM ist die Mitgliederversammlung. Jedes Mitgliedsunternehmen hat Stimmrechte proportional zu ihrem jährlichen Mitgliedsbeitrag. Die Delegierten wählen abwechselnd im Zwei-Jahres-Turnus den Vorstand und das Technical Steering Committee. Weiterhin entlasten sie den Vorstand, genehmigen Änderungen in den Statuten und stimmen über strategisch wichtige Entscheidungen ab. Der Vorstand trägt die operative Verantwortung für den Verein. Er besteht aus bis zu fünf Mitgliedern. Der Vorstand repräsentiert den ASAM in allen rechtlichen und öffentlichen Angelegenheiten, ist verantwortlich für die Finanzen des Vereins, entscheidet über Aufnahme oder Ausschluss von Mitgliedern, setzt Richtlinien für die anderen Gremien und für das Office, entwickelt eine Langzeitstrategie für den Verein und überprüft seine Durchführung. Das Technical Steering Committee (TSC) beschäftigt sich hauptsächlich mit den technischen und Marktaspekten der ASAM Standards. Das Gremium besteht aus maximal 10 Delegierten von ASAM Mitgliedsunternehmen. Wichtigstes Ziel des TSC ist es sicherzustellen, dass das Standardportfolio des ASAM den Marktanforderungen entspricht und konkurrenzfähig bleibt. Das Gremium überprüft technische Vorschläge, verfolgt den Fortschritt in den Arbeitsgruppen und gibt neue oder überarbeitete Standards frei. Die eigentliche Entwicklungsarbeit an den Standards findet in den ASAM Projektgruppen statt. Diese Gruppen können für andere Mitglieder geschlossen sein, was so viel heißt, dass nur solche Unternehmen Projektgruppenmitglieder entsenden können, die den Standard ursprünglich vorgeschlagen haben. Eine offene Projektgruppe hingegen kann weitere Mitglieder zur Mitarbeit am Standard einladen. Projektgruppen arbeiten entweder an der Neu- oder Weiterentwicklung von Standards (FVD Project: Future Version Development Project), oder sie führen Wartungsarbeiten am Standard aus, wie beispielsweise kleinere Überarbeitungen oder Fehlerbeseitigungen (Maintenance Project). ASAM hat ein Office in der Nähe von München, das die Verteilung der Standards sicherstellt, eine IT-Infrastruktur für Projektgruppen unterhält, fachliche Unterstützung zu Fragen zu den Standards leistet, sowie technisches Marketing und den allgemeinen Mitgliedersupport durchführt. Standardentwicklungsprozess![]() Standardneuentwicklungen, -weiterentwicklungen oder -korrekturen werden auf Initiative der Mitglieder initiiert. Der Prozess wird mit einem sogenannten „Issue Proposal“ gestartet, das Zweck, Use-Cases, technischen Inhalt, geschätzte Ressourcen und einen Projektplan enthält. Der Vorschlag wird den anderen Mitgliedern zum Zweck der Kommentierung bekannt gegeben. Nach einer Mindestdiskussionszeit von sechs Wochen werden der Vorschlag und die Kommentare dem TSC zur Beurteilung und Entscheidung vorgelegt. Wenn die notwendigen Ressourcen vorhanden sind und das TSC den Vorschlag annimmt, kann das Projekt gestartet werden. 25 % des benötigten Budgets werden üblicherweise durch den ASAM getragen. Die restlichen 75 % tragen die an dem Projekt teilnehmenden Firmen, zum Beispiel mittels Arbeitszeit der Projektgruppenmitglieder, der Zurverfügungstellung von existierenden Dokumenten oder durch Geldmittel. Voraussetzung für die Durchführung eines Projekts ist die Mitarbeit von wenigstens drei Mitgliedsunternehmen an der Projektgruppe. Der ASAM stellt die Arbeitsinfrastruktur für die Projektgruppe zur Verfügung, die aus einem Issue-Tracking System, einem Datei-Repository und Versionierungssystem, einem Konferenzsystem, Prozessbeschreibungen und Richtlinien, Dokumentenvorlagen und der Unterstützung durch das Office besteht. Das Projektteam wählt einen Projektleiter, der für die Arbeitsorganisation der Gruppe verantwortlich ist, ihr Arbeitsfortkommen unterstützt und darauf achtet, dass die Gruppe im Rahmen des genehmigten Projekts bleibt. Das ASAM Office bestellt einen Maintenance Project Manager für die Weiterentwicklung bestehender Standards, der operative Arbeiten für die Projektgruppe durchführt. Ansonsten organisiert sich die Projektgruppe eigenständig und nach ihren eigenen Bedürfnissen. Während der Durchführungsphase des Projekts arbeiten die Projektmitglieder am Standard durch regelmäßige Treffen, Telefonkonferenzen oder eigenständige Arbeit. Der Projektleiter erstattet dem TSC regelmäßig Bericht über den Projektfortschritt. Sobald die Projektmitglieder bestimmen, dass ihr Standard bereit zur Freigabe ist, reichen sie ihre Arbeitsergebnisse zur Überprüfung durch das TSC ein. Arbeitsergebnisse können Dokumente, Schemata, Referenz-Code oder Beispieldateien sein. Der Projektleiter präsentiert den neuen Standard im TSC Meeting. Das TSC und der Vorstand genehmigen die Freigabe. Anschließend veröffentlicht das ASAM Office die Freigabe und stellt ihn zum Download für seine Mitglieder zur Verfügung. Standard-PortfolioDie Standards teilen sich in folgende Gruppen auf:
ASAM Standards werden hauptsächlich in der Automobilindustrie verwendet. Sie befassen sich überwiegend mit der Definition von Kommunikationsschnittstellen zwischen Mess-, Applikations-, Diagnose- und Testgeräten. Die Standards decken Prozess- und Werkzeugketten in diesen Bereichen ab und haben zum Ziel, die Aufwände für deren Entwicklung, Integration und Wartung zu reduzieren. ASAM Standards beziehen sich auf konkrete Anwendungsfälle und werden nach folgenden Grundprinzipien entwickelt:
Sie sind somit hersteller- und technologieunabhängig, was Systemkomponenten verschiedener Herkunft austauschbar macht und sie von ständigen Weiterentwicklungen von IT-Plattformen entkoppelt. Investitionen in Werkzeuge und Prozesse sind somit langfristig stabil. ASAM verwendet übliche Beschreibungsmethoden für die Technologiedefinitionen in den Standards:
Literatur
Weblinks |